BMW Fan an der Tankstelle 

Drehen wir das Rad der Zeit etwas zurück. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, wann sich folgende Geschichte ereignet hat, ich weiss aber noch dass ich mit meiner BMW R1200 GS Adventure unterwegs war und es wohl irgendwo in oder um Verona in Italien war.

Irgendwann ist der grösste Tank an einem Motorrad leer und ich musste eine Tankstelle ansteuern. Ich erinnere mich noch daran, dass es eine dieser kleinen Tankstellen war, wo der Tankwart noch bedient hat.

Auf jeden Fall wurde ich gerade betankt und an der zweiten Säule hielt ein Auto. Auf der Rückbank sass ein sehr alter Herr. Irgendwann hat er mich, oder vielmehr meine BMW gesehen und ist ausgestiegen.

Ich kann bis heute kein Wort Italienisch. Doch in diesem Augenblick hätte ich es gerne gekonnt. Denn der ältere Herr hat angefangen auf mich einzureden und mir irgendwas von Motorrad, BMW und Reisen versucht zu erzählen.
Irgendwoher hat er dann ein kleines Lederetui, mit S/W Fotos darin, hervorgeholt. Die Bilder waren von einem jungen Burschen und hin und wieder war auch ein alter Boxer-BMW abgebildet. Den Jahreszahlen, die bei den jeweiligen Fotos stand, waren die Bilder in den Jahren um 1950 und später entstanden.
Und zu jedem Bild, ob nun im Stand mit Palmen oder irgendwo im Wald, der alte Mann wusste wohl unendlich viel darüber zu erzählen.

Mit in dem Auto sass auch ein junges Pärchen. Wie sich herausgestellt hat, war es das Grosskind mit ihrem Freund, die ihren Grossvater gerade an ein Familienfest bringen wollten. Über einige Brocken Englisch habe ich dann erfahren, dass ihr Grossvater an Alzheimer leide, aber er früher viel mit einem Motorrad in der Welt herumgereist sei. Erst haben sie sich entschuldigt, weil er mich belästigt hätte, doch ich verneinte. Es kann keine Belästigung sein, wenn ein Reisender seine Erinnerungen weiter gibt. Auch, wenn man kein Wort davon versteht….

Es war mir eine Freude, wenn mein schwarzes Motorrad mit dem BMW Logo seine Erinnerung wieder geweckt hat und er jemand hatte, dem er alles erzählen konnte.

Wenn Sie einen Motorradurlaub machen, sehen die Dinge ganz anders aus. Im Auto sind Sie immer in einem Fahrgastraum; Sie sind daran gewöhnt und wissen nicht, dass alles, was Sie aus diesem Fenster sehen, nur eine zusätzliche Dosis Fernsehen ist. Sie sind ein passiver Beobachter und die Landschaft fließt neben Ihnen sehr langweilig innerhalb eines Rahmens. Mit dem Motorrad ist der Rahmen weg. Sie haben vollständigen Kontakt zu allem. Sie sind kein Zuschauer mehr, Sie sind in der Szene und das Gefühl der Präsenz ist berührbar.

Robert M. Pirsig