Wir lassen uns Zeit mit dem Aufbruch. Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen und beladen die Motorräder.

Als ich die ersten Meter gefahren bin bemerke ich schnell, die Luft im Hinterreifen ist schon wieder weniger geworden. So komme ich nicht bis zum BMW Händler. Beim nächsten Vulcanizer im Ort halten wir an uns lassen ihn mal einen Blick auf den Reifen werfen.

Vulcanizer, der Reifendoktor

In jedem Ort gibt es mindestens einen, ein Vulcanizer der nichts anderes macht als Reifen zu flicken. Mit Händen und Füssen kommunizieren wir und per Druckanzeige im Tacho gebe ich zu verstehen, der Hinterreifen hat irgendwo ein Loch durch das die Luft entweicht.
Erst wird der Reifen wieder gefüllt und man kann zuschauen wie die Luft wieder aus dem Reifen entweicht.

Als erstes wird mein Flicken begutachtet. Seifenwasser drauf und man kann schwach erkennen, da kommen ein paar Blasen raus. Um das zu erkennen ist aber eine Lupe notwendig. Der Flicken wird durch den Fachmann nochmals frisch gemacht.
Nach gut 5 Minuten ist er erneuert und mit Feuerzeug schön verschmolzen. Der Seifenwassertest zeigt jetzt absolut keine Luftblasen mehr an.
Ich bin ja der Meinung, das war vorher schon so.

Nachdem der Reifen aber wieder aufgepumpt ist, verliert er aber wieder Luft. Die Suche geht weiter. Inzwischen ist der gesamte Reifen mit Seifenwasser eingesprüht und jeder noch so kleiner Riss oder Kratzer wurde kontrolliert. Alle scheinen dicht zu sein.

Dann plötzlich zeigt der Vulcanizer auf eine Stelle unten an einer Profilrille.
Jetzt wird es Zeit für Spezialwerkzeug. Mit einer sehr schmaler Zange drückt er in den Reifen hinein und tatsächlich – da gibt es ein Loch, jetzt hört man auf wie Luft entweicht. Wir schauen gespannt zu, wie er mit der Zange im Loch herum stochert. Er versucht den Fremdkörper zu greifen, doch das scheint nicht einfach zu sein. Nach einigen Versuchen bekommt er etwas zu greifen und langsam zieht er einen Draht aus dem Reifen. Das komplett verrostete Stück konnte sich tatsächlich in den Reifen bohren. Wir können es kaum glauben, zumal das Loch für uns auch nicht sichtbar war.

Nagel und Draht waren im Motorradreifen
Oben: der Draht Unten: der Nagel

Nachdem auch dieses Loch geflickt wurde, scheint der Reifen dicht zu sein. Ich bin happy, damit komme ich jetzt hoffentlich zum BMW Händler oder hält der Reifen für die weitere Tour? Wir riskieren es nicht und machen uns auf zum Reifentausch.

Wassermelone

Bis Iasi nehmen wir die Hauptstrassen und kommen gut voran. Man merkt, sobald man sich von den Bergen entfernt wird es sofort wärmer, die Luft scheint über der Fläche stehen zu bleiben.
Bei einer Tankstelle legen wir eine Pause ein. Die Motorräder und die Fahrer brauchen Treibstoff. Wir holen uns eine Melone bei einem Strassenhändler und schauen dem Treiben an der Tankstelle einige Zeit zu. Wir verdrücken eine halbe Melone und schenken den Rest einigen Arbeitern, die gerade ihr Fahrzeug tanken. Sie bedanken sich bei uns und scheinen sich wirklich über das Geschenk zu freuen.

BMW Händler

Die BMW Niederlassung in Iasi ist überraschend modern. Ich hatte mich ja bereits per Google Maps über den Standort informiert. Daher wusste ich schon, dass das Gebäude neu sein muss denn man sieht online nur eine Baustelle.  Wir fahren vor den Eingang und steigen ab. Etwas deplatziert sehen wir aus. Alles ist sauber und neu, dazu sind unsere Motorräder der krasse Gegensatz. Sie stehen vor Dreck, den wir die letzten Tage aufgesammelt haben.

BMW Motorrad Iasi

Beim Empfang werde ich erst irritiert gemustert, ein GS Pilot in einem Touratech Compagnero sieht man hier wohl nicht so oft. Der Abteilungsleiter, der sich um die Sparte BMW Motorrad kümmert, soll gleich kommen. In der Zwischenzeit bekommen wir Kaffee oder Wasser. Zweiteres ist heute sehr beliebt.

Die Motorradabteilung im Showroom ist übersichtlich. Wo es für die Autohändler gleich 5 Verkäufer gibt, kümmert sich um die ganze Motorradabteilung gerade einmal ein Mitarbeiter. Er kommt dann auch recht zügig. Ein Kunde aus der Schweiz hat man auch nicht alle Tage. Der Reifentausch wird etwas dauern. Vor Ort haben sie nicht die Möglichkeit einen Motorradreifen zu wechseln und müssen mit meinem Hinterreifen zu einer anderen Firma fahren. Ich bin etwas irritiert, denn über Kameras in den Werkstätten kann man sehen, für den Reifenwechsel an einem Auto ist alles vorhanden.

Beim Warten unterhalte ich mich mit dem Abteilungsleiter und nach und nach bekommen wir Tipps für Routen oder auch Unterkünfte die wir ansteuern könnten. Einige Strecken klingen durchaus interessant und wir werden sie für später vermerken.

Es wird bereits Abend als wir vom Händler aufbrechen und zur Unterkunft aufbrechen bei der wir übernachten wollen.
Die Pension ist etwas abgelegen und wir sind froh doch noch zu einer angenehmen Zeit anzukommen.
Nachtessen, duschen und dann ab ins Bett.